Das Programm im Detail

 

Ansgar Kreutz, Kantor an St. Marien in WarendorfAnsgar Kreutz: "Laudate Pueri"

Die Psalmvertonung „Laudate Pueri“ entstand auf Anregung von Martín Palmeri für dieses Konzert, da er sich wünschte, dass neben seinen Kompositionen auch solche von Ansgar Kreutz erklingen sollten. Da allerdings keines seiner bisherigen Stücke zu der Instrumentalbesetzung des Magnificats passte, musste ein neues Stück entstehen. Der Psalm 112/113 gehört zur Reihe der Psalmen der Sonntagsvesper und ist dementsprechend oft vertont worden. Die heutige Interpretation dieses alten Textes betont den enthusiastischen Charakter des Textes, der besonders im Kontrast zu den meditativen Passagen erkennbar wird. So wird das „sterilem“ als die Trauer über die eigene Unfähigkeit, kreativ zu sein, die eigenen Begrenzungen zu überwinden, die eigene geistige „Unfruchtbarkeit“ gedeutet. Dementsprechend groß ist der extatische Ausbruch über die „Freunde der Mutterschaft“, wenn es gelungen ist, diese Hindernisse zu überwinden.

 

Ansgar Kreutz: „Wand´l ich in dem Wald des Abends“

„Wand´l ich in dem Wald des Abends“ ist Teil eines Zyklusses von Orchesterliedern, der derzeit entsteht. Es behandelt die tiefe Melancholie, wenn der Protagonist in den Worten von Heinrich Heine neben seiner eigentlichen Bestimmung, die Liebe zu leben, ständig neben her läuft, es ihm nicht gelingt, zu ihr zu kommen.
 

 Ansgar Kreutz: „Bleib nicht zulange im Schattengarten“

 „Bleib nicht zulange im Schattengarten“ auf einen im vergangenen Jahr entstandenen Text der Lyrikerin Gundela Leenen ist die Aufforderung, nicht zulange der Vergangenheit nachzutrauern und sich mit alten Dingen zu plagen, aber das Gute daraus für sich mitzunehmen.  

 

Ansgar Kreutz: „Einen Menschen wissen“                           

„Einen Menschen wissen“ ist ein aphoristisches Stück auf den bekannten Text der Lyrikerin Marie von Ebner-Eschenbach, dass die Freude und Gewissheit über das Zusammensein in Partnerschaft, Freundschaft und Liebe zum Thema hat.

 

                                                          

Martín Palmeri: „Sobre las Cuatro Estaciones – Über die vier Jahreszeiten“

Wenn wir „Vier Jahreszeiten“ hören, denken wir an den bekannten Zyklus von Violinkonzerten des italienischen Barockkomponisten Antonio Vivaldi, die als Ideengeber sicherlich auch hier Pate gestanden haben. Wichtiger als Anregung ist sicherlich der gleichnamige Zyklus von Bandoneonkonzerten des Übervaters der Tango Nuevo, Astor Piazolla. Dessen Zyklus wird weltweit immer wieder gespielt und Palmeri nahm diese Gestaltungsidee auf und schrieb im Jahr 2004 eigene Stücke für ein italienisches Ensemble mit einem Cello-Solo. Im vergangenen Jahr 2012 arbeitete Palmeri diese Stücke für den Solisten des heutigen Abends als Bandoneonkonzerte um. Nach Meinung des Komponisten haben die Stücke dadurch noch wesentlich gewonnen. Heute erklingen diese wunderbaren Stücke erstmals in Deutschland.

 

Martín Palmeri: "Duo Fantasioso"

Dieses Stück wurde für die beiden Solisten, die Flötistin  Sarah Rulli und ihren Lebensgefährten Mario Stefano Pietrodarchi geschrieben und sollte ursprünglich im Mai dieses Jahres in einem Konzert in Georgien uraufgeführt werden. Da dieses Konzert nicht zustande kam, baten die Solisten und der Komponist darum, das Stück heute uraufführen zu können. Einer Bitte, der wir gerne entsprochen haben, denn sie erweitert das Programm heute durch eine weitere spannende Nuance.

 

Martín Palmeri: "Magnificat" 

Der Lobgesang der Maria, das Magnificat gehört zu den zentralen Texten der christlichen Liturgie. In der Bibel steht der Text im Lukasevangelium, Lk 1,46-55, an der Stelle, als die schwangere Maria, die Mutter Jesu, ihre Kusine Elisabeth, die ebenfalls mit dem „letzten Propheten des alten Bundes“, Johannes dem Täufer, schwanger ist,  besucht, von dieser als vom Geist Begnadete angesprochen wird („Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt“) und darauf mit diesem Lobpreis reagiert. Der Text zitiert Passagen aus den Psalmen, der zentralen Gesang- und Gebetssammlung der Juden und der Christen, und steht theologisch an der zentralen Stelle der Bibel in der sich sämtliche Verheißungen Gottes an sein Volk und sämtliche Erwartungen Israels im kommenden Erlöser Christus verwirklichen wollen. Es geht um die Umkehrung aller bestehenden Situationen und Werte, ein radikaler, revolutionärer Text, es ist überliefert, dass die russischen Zaren traditionell Angst vor dem ihnen täglich verlesen Text gehabt haben sollen.

Das Magnificat gehört in der christlichen Liturgie zum täglichen Abendgebet, der Vesper und spielt als Verheißungstext in der Adventszeit eine besondere Rolle. Dementsprechend sind auch viele Vertonungen des Textes weihnachtlichen oder vorweihnachtlichen Charakters. In Warendorf hat dieser Text eine besondere Bedeutung, denn er ist der Evangeliumstext zum Fest Mariae Himmelfahrt, das hier in singulärer Weise begangen und gefeiert wird. So hat die Marienkantorei in den vergangenen Jahren auch verschiedenste Magnificatvertonungen u.a. von Johann Sebastian Bach, John Rutter, Antonio Vivaldi, Ansgar Kreutz, John Stainer, Heinz Martin Lonquich und Alan Wilson gesungen.

So bot es sich an, im Vorfeld zu Mariae Himmelfahrt die neue Vertonung dieses Textes durch Martín Palmeri einzustudieren. Es ist für einen Komponisten immer eine besondere Herausforderung, sich einem Text zu stellen, der schon so oft, in derartig fantastischer Weise vertont worden ist. Palmeris Version bringt nun eine vollkommen neue Farbe in den Reigen der großen Vorgängerwerke. Ausdrücklich nimmt die Komposition Bezug auf die Tradition, versichert sich ihrer eigenen historischen Wurzeln, so ist immer wieder der Erinnerung an Bachs großartige Adaption zu spüren. Palmeri versteht, diesen Traditionsbezug in origineller Weise mit der Tradition des Tangos zu verbinden. Beide Formen werden dabei aufgebrochen und aus der Verbindung von eigentlich kaum Verbindbaren entsteht eine lebendige Kreation, die in ihrer Weise einmalig ist. Der Tango nuevo, wie er durch Astor Piazolla etabliert wurde, ist eine Form des Tangos, der nicht als Tanzmusik gedacht ist sondern ähnlich der Art und Weise wie auch Chopins Walzer nicht zum Tanzen, sondern eine poetische Assoziation an den Tanz als elementare Ausdrucksform des Menschen gedacht und empfunden waren, geschieht dies auch mit dem quasi literarischen Tango. Das Revolutionäre und Radikale des Magnificat-Textes, die extatische Freude über die grundlegende Veränderung des Lebens durch die eingreifende, schöpferische Kraft Gottes findet in der Adaption durch die musikalischen Formen des Tangos einen adäquaten Ausdruck.

 


 

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